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BeitragVerfasst: Sa 16. Mai 2015, 21:11 
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Registriert: Mo 27. Feb 2012, 18:57
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Hier nun mein kurzer Bericht zur diesjährigen NEFTA Classic, dem 25jährigen Jubiläum am 2. und 3. Mai.

Zuerst die Fotos, damit sich jeder ein Bild von der Veranstaltung machen kann: https://plus.google.com/u/0/photos/1017 ... 4485569073

Wie schon letztes Jahr beschlossen Stafan und ich nach England zu fahren, diemal mit ein wenig Unterstützung von einem französischen FT-Schützen, Jacky. Gesagt, getan, ein kurzer Abstecher ins Saarland, dann günstig tanken in Luxemburg, Jacky am TGV-Bahnhof in Lille abholen, ab auf die Fähre und danach noch 5 Stunden Linksverkehr in Richtung Leeds genießen und schon konnten wir unsere drei Suiten im Bed&Breakfast Bauernhof beziehen. Am nächsten Morgen wurde das "Full English Breakfast" ausprobiert; der Ausdruck "reichhaltig" ist noch untertrieben. Dann ging es noch zum nächsten Luftgewehr-Händler (Redbeck-Shooting-Supplies - kleine Hütte, aber reichlich Auswahl) um verschiedenes Zubehör ohne die hohen Versandkosten zu erwerben. Danach dann endlich zum Training auf den nächsten Schießplatz, Redfearns FTC. Wunderschöne Lanes mit recht konstantem Wind und sonnigem Wetter. Erste Frühjahrssonne + kühlender Wind = leichter Sonnenbrand, aber gelohnt hat es sich dennoch.

Am nächsten Morgen dann früh raus, gemäßigtes Frühstück und ab zur NEFTA Classic beim Emley Moor FTC. Wie man den vielen Landesfahnen entnehmen kann, entwickelte sich die Classic zu einer wahrlich internationalen Veranstaltung. Nach der Anmeldung dann zum Einschießen. Nachdem auf 10, 30 und 55 yards jeweils drei Schuss perfekt passten wurde das Gewehr weggelegt, um sich nicht vorsätzlich nervös zu machen. Dann noch die anderen Gewehre bestaunt und etwas Geplaudert um die Anspannung zu vergessen. Die Schützen wurde in drei Gruppen unterteilt, je nach bisheriger Wettkampfleistung. Jede der drei Gruppen schoss abwechselnd entweder FT, hatte Pause, oder war bei den Silhouetten; jeweils um 9, 12 oder 15 Uhr.

Am ersten Tag ging es gleich um 9 Uhr mit dem FT-Parcours los. Mein Squad-Partner war Des Edwards, der bisher bei allen 25 NEFTA Classic mitgemacht hat, also ein alter Hase. 40 Lanes bei bedecktem Himmel und für meine Verhältnisse ungewöhnlich starkem Wind waren in dieser Landschaft ein Traum. Hügeliges Gelände, zwei Bachläufe mit Brücken, Ziele kreuz und quer auf dem Gelände verteilt und überall blühten die Blauglöckchen. Der Wind war wieder recht konstant, so dass man sich nur bei jedem Ziel trauen musste neben die Killzone zu zielen. Mit meinen 31 Treffern musste ich mich nicht verstecken, wenn man bedenkt, dass der Sieger 34 schaffte. Danach war erstmal eine lange Pause angesagt, mit Burger von der anwesenden Imbissbude und ein ausgedehnter Rundgang über das Gelände um zu sehen, wie sich die anderen Schützen schlagen und um sich den einen oder anderen Trick abzuschauen. Es war besonders spannend zu sehen, mit welchen unterschiedlichen Abzugstechniken gearbeitet wurde.

Dann nahte die Stunde der Wahrheit; um 15 Uhr ging es zu den Silhouetten. Jeweils 5 klitzekleine Silhouetten in zwei Runden auf zuerst 18, dann 27, 33 und schließlich auf 41 Meter Entfernung sollten getroffen werden - insgesamt 40 Möglichkeiten sein Können zu zeigen, natürlich stehend, freihändig, ohne Schießjacke, Handschuhe oder sonstigen Mumpitz. Das Training ist eine Sache, auch unter Zeitdruck und mit kritischen Zuschauern, aber sobald man die Hütte betritt ist es aus mit der Ruhe und Gelassenheit - nicht umsonst wird der überdachte Schießstand auch "Shed of Doom" genannt. Kleine Besonderheit: Wer es schafft alle 5 Silhouetten einer Serie umzuwerfen erhält ein kleines Abzeichen mit der entsprechenden Silhouette. Letztes Jahr war ich schon bei meinen ersten 5 Hühnern erfolgreich, aber diesmal kam partout keine Serie zustande. Nichts, nada, immer wieder war ein Fehlschuss dabei, nichtmal das goldene Schwein (Treffer = Tombolateilnahme) wollte getroffen werden. Na gut, 27 Treffer sind auch kein Beinbruch, am nächsten Tag hatte ich wieder die Chance. Also Zusammenpacken, Abendessen im Pub und danach ausführlich das englische Bier getestet.

Der Sonntagmorgen fing gleich mit Regen an. Glücklicherweise begann der Tag bei mir mit den Silhouetten in der trockenen Hütte. Die anderen Schützen, die mit FT anfingen wurden leider durchnässt. Wieder war bei den Silhouetten der Wurm drin. Keiner meiner drei ausgiebig trainierten Stehend-Anschläge brachte die gewohnte Stabilität. Bei jeder Serie war erneut der eine oder andere Fehlschuss dabei. Dann bei der zweiten Serie der extrem schwierigen Truthähne, fielen die ersten Vier problemlos. In Gedanken stellte ich mir schon das hochbegehrte Turkey-Badge vor. Jeder weiß, dass das die genau falschen Gedanken sind und der Schuss ging natürlich daneben. Dann meine letzte Chance, die Widder auf 41 m, also höchste Konzentration, auf einen lockeren Stand achten, das Zittern ignorieren und abdrücken, sobald ein Widder am Fadenkreuz vorbeiflitzt. Nach den ersten 5 Schuss hatte ich es dann geschafft und mein erstes Abzeichen dieses Jahr errungen. Ich hätte den Wettkampf abbrechen können und wäre dennoch glücklich gewesen. Die nächsten 5 Treffer waren dann noch ein Bonus, meiner wieder einkehrenden Ruhe geschuldet. Ein Classic-Abzeichen für 10 Widder in Folge ist dann doch etwas Besonders, nicht nur für mich. :-D

Dann hieß es noch etwas im Regen rumstehen, bis es um 12 Uhr auf die FT-Lanes ging. Pünktlich kam die Sonne hervor und die nasse Kleidung der Schützen begann zu dampfen. Überall auf dem Gelände konnte man nun große Schwärme von winzigen Fliegen beobachten, die nervös die Schützen umschwirrten. Das Giftspray einer netten Mitschützen wurde dankend abgelehnt, schließlich sind das doch nur harmlose Mini-Fliegen, die niemandem etwas zuleide tun. OK, beim Zielen schwirren sie direkt vorm Gesicht herum und verirren sich manchmal in der ZF-Schutzblende. Warum nur hat mir vorher keiner Bescheid gegeben, dass diese "Midges" in Wirklichkeit bösartige Mini-Mosquitos sind? Millionen von kleinen Blutsaugern, die nur darauf warten, dass jemand still dasitzt und ohne zu Zucken versucht Field-Target zu schießen - Mistviecher. "Glücklicherweise" frischte schon bald der Wind auf und verscheuchte diese Bestien. Über Nacht war der Parcours verlegt und komplett umgebaut worden. Nun gab es einige Lanes, die von einem erhöhten, bewaldeten Hügel über offenes Feld zu weit entfernten Zielen reichten. Der Wind wurde stärker und so mancher Schuss, der auf den Außenrand der Silhouette gezielt wurde, traf erstaunlicherweise nicht die Mitte, sondern den Außenrand auf der anderen Seite. In den stärker werdenden Wind mischten sich zu allem Überfluss noch heftigere Böen und das ganze Können der Schützen wurde gefordert. Für mich war das eine interessante Erfahrung und die 27 Treffer mehr als erwartet. Erstaunlicherweise hatte ich bei beiden Stehend-Lanes keinen einzigen Treffer, obwohl ich das Stehend-Schießen auf Silhouetten mehr als ausgiebig trainiert hatte; andererseits wurden alle vier Kniend-Ziele problemlos getroffen, obwohl ich das Kniend-Training vernachlässigt habe.

https://www.youtube.com/watch?v=9TeIFdZfnCQ

Danach war erneut Pause angesagt, wieder mit großem Cheeseburger mit dick Bacon und anschließend Beobachtung der anderen Schützen, die nachmittags FT schießen durften. Hier ging es deutlich lockerer zu, als in anderen Ländern. Uhren zum Stoppen der Zeit suchte man vergeblich, auf einen Chrony wurde ebenfalls verzichtet. Nett plaudern konnte man mit jedem Anwesenden und über diverse Ausrüstungsdetails wurde bereitwillig diskutiert. Es ist schon erstaunlich, wenn man sich locker mit einem Schützen unterhält und es einem so langsam dämmert, dass derjenige mehrfacher FT-Weltmeister ist. Ich denke, die Dichte an Top-FT-Schützen ist von keiner anderen Veranstaltung zu toppen.

Nachdem um etwa 17:30 Uhr alle Schützen fertig waren, lief die Auswertung, die Pokale und Auszeichnungen, sowie die vielen Sachpreise wurden geordnet und die erwarteten Stechen um die ersten Plätze vorbereitet. Da die britischen FT-Schützen in 5 unterschiedliche Klassen unterteilt sind, AA, A, B und C für die unterschiedliche Leistungsstufe und R für Prellerschützen, durfte man auf einiges gespannt sein. Außerdem wurde noch unterteilt in FT-, Silhouetten- und Gesamt-Sieger. Das spannendste war dann das Duell zwischen Connor McFlynn und Jose Rodondo um den Gesamtsieg. Nach nervenaufreibender Treffer-Gleichheit beim FT-Stechen und Silhouetten-Stechen wurde eine Duellrunde mit 5 Truthansilhouetten auf 33 m ausgetragen; der eine begann links, der andere rechts und wer als erstes die mittlere Silhouette traf, hatte gewonnen. Glückwunsch an Jose zum Gesamtsieg. Silhouetten-Meister wurde wieder mal Connor. Den FT-Teil hat überraschenderweise Andy Wilson aus der A-Klasse mit überragenden 73/80 Treffern geholt.

Hier die Endergebnisse: https://sites.google.com/site/neftauk/H ... 15-results

Meine Wenigkeit erreichte mit 115/160 Gesamttreffern noch einen passablen 31. Platz bei 132 Startern. Auf jeden Fall hatte ich in England viele neue Erfahrungen gesammelt: Man könnte den FT-Zirkus in Deutschland viel lockerer angehen, der Wind macht mir mittlerweile weniger Angst und die plötzlich einsetzende Panik, wenn es bei den Silhouetten um die Wurst geht, ist eine neue Baustelle fürs Training.

Nachdem alle Preise verteilt und die Gewinne ausgelost waren (es gab unter anderem 3 wunderschöne AirArms Luftgewehre, mehrere Sitzkissen, Gewehrtaschen, Unmengen an JSB-Diabolos und andere Kleinigkeiten), ging es wieder zurück zu unserem Bauernhof mit einer Überraschung für die Wirtin, dass wir am nächsten Morgen schon zeitig um 5 rausmüssten. Die Rückfahrt nach Dover war recht straff geplant. Erhöhte Geschwindigkeit war wegen hunderter von Blitzgeräten unklug, kilometerlange Baustellen taten ihr übriges, dennoch kamen wir kurz vor Check-In-Ende an der Hafenkontrolle an. Dann die Überraschung - Zollkontrolle. "Was haben Sie in England gemacht?" "Äh, Sportveranstaltung" "Aha, Sportveranstaltung. Machen Sie mal den Kofferraum auf, was ist in den drei langen Koffern drin?" (Ich glaube, das nächste Mal sollte ich meinen Röntgenpass mitnehmen.)

Dank des europäischen Feuerwaffenpasses verlief das Ganze jedoch recht schnell und unkompliziert. Es wurde durchgegeben, dass wir noch rechtzeitig auf die Fähre kommen und dann ging es ab zum Check-In-Schalter. Dort die nächste Überraschung, wir bekamen einen "Code 100" verpasst und die Auflage mit Warnblinker durch das Hafengebiet bis auf die Fähre zu fahren. An jeder Ecke stand ein Kontrolleur mit Funkgerät und gab durch, dass ein "Code 100" kommt. Auf der Fähre mussten wir dann die Wagenschlüssel in Verwahrung geben und ich erhielt die Erklärung für den "Code 100" = Waffen an Bord. Der Rest der Reise war dann nur noch sehr ermüdend aber unspektakulär. Die nächste Fahrt werde ich wohl etwas entspannter angehen.

Auf alle Fälle freue ich mich schon auf das nächste Mal, vielleicht bekommt der eine oder andere Schütze ebenfalls Lust mitzumachen.


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BeitragVerfasst: Mo 18. Mai 2015, 12:15 
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Registriert: Di 9. Mär 2010, 08:10
Beiträge: 42
Vielen Dank für den super Bericht, Doc. Hat echt Spaß gemacht, ihn zu lesen

Jürgen


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